FREUDE AM KREIEREN

Die Küche bildet nicht nur im eigenen Zuhause das Herzstück, auch in der Hotellerie und in der Gastronomie sowieso ist sie ein entscheidender Faktor. Es geht um Funktionalität und Effizienz, um durchdachte Planung und auch im professionellen Bereich stark ums Wohlfühlen. Wir haben bei den Experten von Klumaier x Tanner nachgefragt, worauf es bei der Planung besonders ankommt.

 

Sie sind Experten für Gastro- und Gewerbeküchen. Was lässt sich in der Planung daraus für den Privatbereich lernen? 

Die Welt der Küche ist einzigartig, denn Kochen und Essen sind stark mit Emotionen verbunden. Man möchte Menschen mit den Gerichten begeistern und Freude am Kreieren haben. Dazu bedarf es mehr als nur eines guten Auges für Ästhetik. Ein maßgeschneidertes Arbeitsumfeld, durchdachte Abläufe und Qualitätsware sind für eine professionelle Küche unabdingbar, sei es in einer Großküche oder zu Hause. Der Mensch muss dabei stets im Mittelpunkt der Planung stehen. Ein wichtiger Tipp für die private Küche: Die Konzeption sollte von Ihrer Küchenphilosophie geleitet sein und Ihnen das Kochen in jeder Hinsicht erleichtern. Dafür muss man sich vor der Planung mit dem Raum auseinandersetzen. Welche Eigenheiten und Anforderungen bietet die Umgebung, und wie kann man diese zum Vorteil nutzen? In einer Großküche ist strategisches Geschick gefragt. Von der Anlieferung bis zur Müllentsorgung muss alles genauestens durchdacht sein. Um nachhaltige Vorteile daraus zu ziehen, empfiehlt es sich auch im kleinen, privaten Rahmen, Prozesse wie diese in die Entwicklung mit einzubeziehen.

 

Worauf sollte man in Hinblick auf Ergonomie und Anordnung der Geräte und Anschlüsse besonders achten? 

Das Schöne an der Gastronomie ist, dass sie überall anders ist. Doch eines haben alle guten Betriebe gemeinsam: die Menge an Arbeit, die hinter einem frischen Gericht steckt, bevor es auf einen Teller kommt. Tag für Tag wird frische Ware angeliefert, gekühlt, verteilt, zubereitet und später wieder umgekehrt entsorgt. Das Ganze ist ein wahres logistisches Puzzle. Der optimale Umgang mit Stauraum spielt dabei eine wichtige Rolle sowie die sinnvolle Nutzung jedes Quadratmeters. Man braucht im Vorhinein Lösungen, und der Raum muss komplett durchdacht sein. Dabei kommt es auf jede Kleinigkeit an. Man sollte sich genau überlegen: Was brauche ich wirklich?

 

Wohin gehen aktuelle Trends in Sachen Farben und Materialien? 

In der Fülle an Informationen, die uns tagtäglich begegnen, spiegelt sich das Bedürfnis nach Reduktion auch im Design wider. Schlichte Einfachheit in puncto Materialien und Farben ist ein großer Trend. Mit wenigen, markanten Formen, Farben und Materialien aus regionalen Ressourcen lässt sich Großes bewirken. Raumgestaltung bedeutet für uns Wertschätzung besonders in der Welt der Gastronomie. Wer sagt, dass eine Großküche immer steriles Licht und weiße Fliesen braucht? Die moderne Küche von heute überzeugt mit der perfekten Symbiose von Technik und Design. Unsere Philosophie ist es, tolle Produkte zu schaffen, die wirklich begeistern.

 

Wie ermittelt man seinen persönlichen Stauraumbedarf? 

Beginnen Sie mit einem bewussten Einkauf, um Lebensmittelverschwendung zu vermeiden. Analysieren Sie Ihren Bedarf, planen Sie mit einem Tagesplan und kaufen Sie regional und saisonal ein. Durch Verkochen und Einfrieren von Zutaten sparen Sie außerdem Platz und Zeit. Bei der Planung einer erfolgreichen Großküche ist die Einbindung des Küchenteams entscheidend, um Arbeitsfläche und Stauraum optimal zu gestalten. Unsere erfahrenen Planer*innen, einige davon selbst ehemalige Küchenprofis, berücksichtigen bei der Gestaltung von Küchensystemen alle Aspekte von Organisation, Produktion und Mitarbeitereinsatz. So stellen wir sicher, dass auch während der Rushhour ein effizienter Tagesbetrieb gewährleistet ist. Die Ansprüche der Gäste entwickeln sich laufend weiter.

„In der heutigen Zeit streben wir nach Einfachheit, Qualität und Wertigkeit anstelle von überladenen Shows. Dieser Ansatz sollte sich sowohl in der Küche als auch beim Einkauf widerspiegeln.“

 

Was sollte man bei der Beleuchtung in der Küche beachten? 

Licht spielt eine bedeutende Rolle, nicht nur in der Gastronomie. Statt steriler Beleuchtung sind heute integrierte und indirekte Lichtquellen beliebt. Diese schaffen eine einladende und wohlfühlende Atmosphäre in der Küche. Bei unseren Kund*innen spüren wir eine große Begeisterung für die Manufaktur. Diese Begeisterung, wenn Erwartungen übertroffen werden, gibt es bei Standardlösungen nicht. Allerdings muss man bereit sein, sich etwas zu trauen. Offene Küchensysteme und Schauküchen liegen voll im Trend und müssen nicht nur kulinarisch einiges bieten. Gäste können überall in die Küche schauen und gewinnen so Vertrauen. Die Gastronomie wird dadurch auch visuell zu einem unvergesslichen Ereignis.

 

Was sollten Kund*innen zum ersten Planungsgespräch mitbringen bzw. worüber sollten sie sich bereits vorab Gedanken machen? 

Beim ersten Planungsgespräch sollten Kund*innen ihre Vorstellungen und Bedürfnisse mitteilen und überlegen, was ihr Hotel einzigartig macht und welche Ziele sie erreichen möchten. Die eigene Handschrift spielt eine wichtige Rolle. Der aktuelle Trend geht definitiv zu exklusiverem Tourismus, und Gäste sind bereit, mehr Geld auszugeben. Allerdings zahlen sie nicht für Betriebe, die sich vor Investitionen und Weiterentwicklungen scheuen. Da die geforderte Produktivität in der Küche hoch ist, ist das Wohlbefinden der Mitarbeiter*innen ein weiterer wichtiger Punkt. Ein angenehmer und moderner Arbeitsplatz ist als verantwortungsvoller Arbeitgeber entscheidend. Unsere Zielsetzung ist es, zu begeistern, Wertigkeit zu steigern und die Effizienz zu erhöhen. Spaß an der Planung ist der grundlegende Faktor, um ein individuelles Gastronomiesystem zu entwerfen.

Im Interview mit:

Marina Bernardi | Eco Nova

Fotos: David Johansson, Anja Koppitsch, Archiv Klumaier x Tanner