Einer mit Ecken und Kanten

ZU BESUCH BEI WEINMANUFAKTUR CLEMENS STROBL AM WAGRAM I NIEDERÖSTERREICH.

VOM WERBER ZUM WINZER – WIE KOMMT‘S?

Schon seit über 25 Jahren beschäftige ich mich intensiv mit dem Thema Wein. Irgendwann hatte ich dann das Bedürfnis Wein nicht nur als Konsument zu betrachten, sondern meine eigenen feinen Tropfen zu produzieren und dabei eine persönliche Handschrift im Rebensaft abzubilden. Ich habe unser Weinbauunternehmen 2008 als Quereinsteiger ins Leben gerufen. Ade Werber, hallo Winzer… sozusagen. Eine sehr gute Entscheidung.

 

GEHT DAS SO EINFACH?

Nein, natürlich nicht. Ich war zu Beginn kein Landwirt. Nicht jeder Österreicher kann einfach so „mir nichts dir nichts“ landwirtschaftlichen Grund kaufen. So musste ich zuerst alle Kriterien erfüllen, um eigene Weingärten besitzen bzw. bewirtschaften zu dürfen. Zudem war es anfangs nicht einfach, Akzeptanz im Kollegenkreis zu erhalten. Da hatte ich mit viel Skepsis in Richtung „Einer von uns!?!“ zu kämpfen. Schlussendlich konnte ich aber doch überzeugen.

 

WAS MACHT ERFOLG?

Vor allem bei hochqualitativen Nahrungs- und Genussmitteln, braucht es einen großen persönlichen Einsatz – insbesondere, wenn das Produkt / der Wein den eigenen Namen trägt. Ich denke, man muss präsent sein und dabei echt und glaubwürdig rüberkommen. Jeder Weinbauer hat seine eigene Identität. Diese muss für den Kunden im Produkt, dem Marketing sowie im Vertrieb gleichermaßen durchgängig wiedererkennbar sein. Kurz gesagt: ein schlüssiges, interessantes und ehrliches Gesamtbild abliefern. Wenn man mit Leidenschaft und einer klaren Überzeugung am machen ist, dann ergibt sich das aber ohnehin von selbst.

 

WELCHE WEINE MACHEN SINN?

Authentische, regionstypische Weine. Das Terroir muss wieder in den Vordergrund rücken. Konzentrierte und fette Weine sind out. Cool Climate, sowie autochthone und reinsortige Weine sind die Zukunft. Ebenso gehört den bis dato noch nicht so bekannten Weinbauregionen die Zukunft. Die internationale Fachwelt möchte wieder Neues entdecken.

 

HERAUSFORDERUNGEN DER ZUKUNFT?

Der Trend zu Naturweinen wird sich mit Sicherheit noch verstärken. Unseren Bio-Gedanken werden wir deshalb noch weiter vorantreiben. Der natürliche Kreislauf ist uns ein besonderes Anliegen. Ausserdem bauen wir gerade mit dem „Gut Wagram“ einen alten Gutshof neu auf. Das wird uns in den nächsten zwei Jahren reichlich beschäftigen. Wir freuen uns schon sehr auf die Fertigstellung.

 

BLEIBT BEI ALL DEM EMSIGEN „SCHAFFEN“ NOCH ZEIT FÜR PRIVATES?

Für mich gibt es keinen Trennstrich: Mein Job ist mein Leben – mein Leben, mein Job. Ich bin froh, dass meine Familie mitarbeitet und das Thema Wein auch sehr liebt.